Die Arenberger Landkrankenpflegerin - Arenberg

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Die Arenberger Landkrankenpflegerin

Arenberg
Die Arenberger “Landkrankenpflegerin”

Die veränderten Zeitverhältnisse nach dem Kriege brachten es aber mit sich, daß niemand mehr
ehrenamtlich ohne ausreichende Vergütung Krankenpflege ausüben konnte. Die Kurse wurden daher erneut erweitert, und man prägte das Berufsbild der Landkrankenpflegerin. Prälat Laufen berichtet darüber in einem Schreiben vom 27. Dezember 1928:

“Die Kurse dauern jetzt im theoretischen Teil acht Wochen mit täglich acht Stunden Unterricht. Dann wird vor dem Oberregierungs- und Medizinalrat die Prüfung gehalten, und die Teilnehmerinnen werden ... in verschiedene Krankenhäuser überwiesen, wo sie ... vier Monate lang praktisch in die Pflege eingeführt werden.
Im kommenden Winter ... noch einmal ein Wiederholungskurs ... Dann kommen alle im Laufe
des Jahres noch zwei bis drei Monate in ein Säuglingsheim.”

Wie schon bei Msgr. Kinn, so war auch bei Dr. Laufen die Werbung von besonderer Bedeutung. Häufige Vortragsreisen führten ihn weit über die Grenzen des ehemaligen Deutschen Reiches hinaus. Eine Aufstellung aus dieser Zeit belegt, daß es damals sogar in Frankreich, Belgien, Luxemburg, Polen und der Tschechoslowakei Caritasschwestem gab. Aus dieser Zeit ist ein Erlaß der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz in Düsseldorf bemerkenswert. Daraus die wichtigsten Punkte:

“Unter Landkrankenpflegestelle ist eine Einrichtung in einem ländlichen Orte zu verstehen ... die
Pflegestelle muß einen Träger besitzen.
Die Zahlung einer ausreichenden Vergütung an die Pflegerin ist Sache des Trägers ... wo es nicht möglich ist,... geeignetes Krankenpflegepersonal für eine Gemeinde zu beschaffen, wird die Caritasvereinigung für Landkrankenpflege und Volkswohl in Arenberg ... geeignete
Personen nachzuweisen in der Lage sein."

Im Caritashaus entfaltete sich ein reges Leben. Das silberne Jubiläum wurde festlich begangen. 265 Caritasschwestem, zwei Bischöfe, der Oberpräsident der Rheinprovinz und viele andere Vertreter von Behörden und Wohlfahrtsverbänden nahmen daran teil. Auch die Jubiläen und Ehrungen der Schwestern sind gesellige Höhepunkte. Die Schwestern betrachten das Caritashaus als ihre zweite Heimat und sind dort auch außerhalb der Kurse gern zu Gast. Prälat Laufen ist für alle der treusorgende und geliebte “Caritasvater".

Die Satzungen der Vereinigung wurde 1915, 1920 und 1942 mehrfach erneut. Die Organe sind:
1. der Vorstand mit erstem und zweitem Vorsitzenden, dem Direktor des Caritashauses und einemVertreter des Bischofs      von Trier,
2. der Verwaltungsausschuß, ein Gremium von Fachleuten und die Mitgliederversammlung.

Feststehende Mitglieder des Verwaltungsausschusses sind: der Präsident des Deutschen
Caritasverbandes, die Leiter der Diözesan-Caritas-Zentrale Trier und des Caritas-Sekretariates für Koblenz, der katholische Pfarrer von Arenberg und die Generaloberin der Genossenschaft der Dominikanerinnen. Femer sollten ihm wenigstens zwei Caritasschwestem, ein Jurist und ein weiterer Arzt angehören.

In dieser Zusammensetzung wird die historische Verbundenheit der Caritasvereinigung mit anderen Institutionen sichtbar. Außerdem ergibt sich aber auch daraus, daß sie eigentlich eine weltliche Vereinigung ist, allerdings mit religiöser Einbindung. Wenn auch bisher viele Ordensfrauen an der Ausbildung im Caritashaus teilnahmen und anschließend als Landkrankenpflegerinnen tätig waren, so sind die eigentlichen Cariasschwestern keine Ordensfrauen und durch keinerlei Gelübde gebunden.

Sie können heiraten, weiterhinihren Dienst ausüben und der Arenberger Caritasvereinigung angehören. Die Tracht besteht aus einem schwarzen Kleid mit weißem Kragen und Brosche; dazu das Schwesternhäubchen mit kurzem Schleier. Für die Arbeit wird ein hellblaues Waschkleid getragen.

In den dreißiger Jahren konnten die finanziellen Probleme der Schwestern verbessert werden. Für die Direktoren war das eine schwere Aufgabe, mußten dazu doch weltliche, kirchliche und privatwirtschaftliche Stellen angegangen werden. Auch an die Altersversorgung wurde gedacht. 1932 wurde zu diesem Zweck ein Haus in Karden an der Mosel erworben. Es konnte leider nicht lange gehalten werden und mußte 1937 infolge zunehmender Schwierigkeiten mit den NS-Behörden wieder aufgegeben werden. Einige Schwestern verbrachten seitdem ihren Lebensabend im Caritashaus.

Beginn des zweiten Weltkrieges waren außer dem Haupthaus aus dem Jahre 1910 eine Reihe
weiterer Gebäude erstellt: Liegehallen, ein sogenanntes Gartenhaus, das Planschbecken und eine
Spielhalle.

Im Dezember 1931 feierte Dr. Laufen sein silbernes Priesterjubiläum; am gleichen Tag wurde er vom Hl. Vater zum Monsignore ernannt. Im Krankenpflegegesetz von 1938 wurde festgelegt, daß zur berufsmäßigen Ausübung der Krankenpflege eine staatliche Erlaubnis erforderlich war, die nur bei politischer Zuverlässigkeit und Absolvierung einer anerkannten Krankenpflegeausbildung erteilt wurde.

Dadurch wurde zunächst die Ausbildung der Landkrankenpflegerinnen unterbrochen.
Während des Krieges wurde das Caritashaus zunächst Hilfskrankenhaus und dann Lazarett.



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